Wir alle kennen Glenn Close als Cruella de Vil – eine unvergessliche, ironische und scharfzüngige Figur.
"Marriage? More good women have been lost to marriage than to war, famine, disease or disaster. You have talent, darling. Don’t squander it."
Diese Worte stammen aus dem Mund einer der bekanntesten Bösewichte der Disney-Welt. Cruella, die in ihrer kompromisslosen Grausamkeit als Verkörperung des absolut Bösen gilt, bringt eine feministische Wahrheit auf den Punkt.
Aber warum muss eine Frau, die in einem Disney-Film die Rolle des Bösen spielt, diesen Satz aussprechen?
Ist Cruella eine feministische Ikone – eine Stimme, die unangenehme Wahrheiten ausspricht, während sie von Disney aber bewusst als abschreckendes Beispiel gezeichnet wird?
Sie ist exzentrisch, selbstbestimmt und völlig unbeeindruckt von den Erwartungen der Gesellschaft. Und während Cruella überzeichnet und karikaturhaft böse dargestellt wird, treffen ihre Worte ins Schwarze – vor allem, wenn wir uns die Realität von Frauen in der Schweiz anschauen.
Frauen in der Schweiz: Hochqualifiziert, aber in der Teilzeitfalle
Frauen in der Schweiz sind außergewöhnlich gut ausgebildet. Über 50 % von ihnen besitzen einen Tertiärabschluss – ein Niveau, das international heraussticht. Doch trotz dieser Qualifikationen landen viele Frauen in der Teilzeitfalle.
Ein Blick auf die Zahlen:
Fast 60 % der Frauen arbeiten in Teilzeit, während es bei Männern nur 18 % sind.
Nur 13 % der Führungspositionen sind von Frauen besetzt.
Beförderungen? Für alle mit einem Arbeitspensum unter 80 % oft nicht einmal eine Option. (Quelle: Statistik Schweiz)
Diese Zahlen zeichnen ein klares Bild: Frauen, die mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen möchten, zahlen dafür einen hohen Preis. Vorsorgelücken, ein geringeres Einkommen und eine finanzielle Abhängigkeit vom Partner sind häufig die Konsequenzen – mit langfristigen Auswirkungen.
Das Schweizer Vorsorgesystem: Gut für Vollzeitkräfte, eine Herausforderung für Teilzeit
Das Schweizer Drei-Säulen-System ist international ein Vorbild. Aber es funktioniert besonders gut für Vollzeitkräfte. Frauen in Teilzeit stoßen hingegen auf erhebliche Hürden:
2. Säule: Der Koordinationsabzug sorgt dafür, dass nur ein kleiner Teil ihres Einkommens versichert wird.
Vorsorgelücken: Längere Pausen, z. B. durch Elternzeit, hinterlassen fast immer finanzielle Lücken.
Langfristige Nachteile: Je länger Frauen in Teilzeit bleiben, desto geringer sind ihre Rentenansprüche – und desto größer wird die finanzielle Kluft zu Vollzeit arbeitenden Männern.
Muss sich die Gesellschaft ändern?
Eltern (nicht nur Frauen) wollen Zeit mit ihren Kindern verbringen – verrückt oder?
Doch wie funktioniert das, wenn Care-Arbeit fast ausschließlich von Frauen geleistet wird?
Die unbequeme Wahrheit:
Man braucht keinen Uterus um sich um ein Baby oder Kleinkind zu kümmern.
Es wird angeführt, dass Teilzeit in "Männer" Berufen nicht möglich sei. Doch ist das wirklich wahr? Oder versteckt sich dahinter eine Ausrede, um traditionellen Rollenbildern zu folgen?
Warum sollten Männer nicht mehr als nur Erzeuger sein? Eine aktive Vaterrolle bereichert die Familie – und bietet den Kindern ein modernes Vorbild.
Gemeinsam Veränderung schaffen
Wie können wir aus der „Teilzeitfalle“ ausbrechen und eine gerechtere Verteilung von Arbeit und Care-Arbeit erreichen?
Bewusstsein schaffen: Frauen und Männer müssen erkennen, wie traditionelle Rollenbilder beide Geschlechter einschränken.
Partnerschaft auf Augenhöhe: Private Beziehungen sollten so gestaltet sein, dass beide Partner berufliche und familiäre Aufgaben gleichberechtigt übernehmen können.
Gesellschaftliche Strukturen hinterfragen: Warum sind Führungspositionen oft an Vollzeit gekoppelt? Kann Care-Arbeit endlich als gesellschaftliche Verantwortung anerkannt werden?
Unternehmen in die Pflicht nehmen: Unternehmen müssen ihre Verantwortung wahrnehmen und Teilzeitarbeit auch für Männer ermöglichen, ohne diese als „Urlaubsmacher“ abzustempeln. Personen in Führungspositionen sollten öffentlich zeigen, dass sie sich bewusst Zeit für ihre Familien nehmen – das schafft Symbolwirkung und verändert die Kultur.
Ist Cruella eine feministische Ikone?
Cruella ist zweifellos eine kontroverse Figur, doch ihre Aussage legt den Finger in die Wunde. Warum müssen Frauen zwischen Karriere und Familie wählen, während Männer oft nicht vor diese Entscheidung gestellt werden? Vielleicht ist es an der Zeit, den Balanceakt gemeinsam neu zu denken – und dabei sowohl private als auch gesellschaftliche Strukturen zu verändern.
💬 Wie siehst du das? Ist Teilzeitarbeit wirklich so schwer umsetzbar, oder fehlt der Mut, neue Wege zu gehen? Schreib es in die Kommentare oder teile deine Erfahrungen!
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